Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine. Geschichte und Zukunft
Seit fast einem Jahr sehen wir schreckliche und schmerzhafte Bilder aus der Ukraine, Bilder eines Angriffskrieges, der uns undenkbar erschienen hatte. Besonders schmerzhaft waren die Nachrichten von beschädigten und zerstörten Erinnerungsorten an den Holocaust, von der erneuten Gefährdung jüdischen Lebens in der Ukraine. Auch die Archive und die Ergebnisse der Gedenkarbeit sind in Gefahr, die überhaupt erst in den letzten Jahrzehnten möglich waren. Hoch betagte Jüdinnen und Juden, die noch Zeugen der Nazi-Verbrechen geworden waren, sind aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet.
Einer von ihnen ist Dr. Boris Zabarko. Er wurde 1935 im Bezirk Cherson geboren, als Kind entkam er dem Ghetto von Scharhohod. Zabarko ist Historiker, er war u.a. Mitglied der sowjetisch-deutschen Historikerkommission, Mitarbeiter an der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Seit 2004 ist er Präsident der ukrainischen "Vereinigung jüdischer ehemaliger Häftlinge der Ghettos und nationalsozialistischer Konzentrationslager". Zabarko hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Berichte von Überlebenden des Holocaust zu sammeln und zu veröffentlichen. Seine Hauptwerke sind auch in Deutschland erschienen: "Nur wir haben überlebt. Holocaust in der Ukraine, Zeugnisse und Dokumente", Dittrich Verlag 2016; "Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine", Metropol Verlag 2019 (mit W. Müller u.a.).
Anfang März 2022 musste Zabarko aus Kiew fliehen, um seine Enkelin und sich in Sicherheit zu bringen. Er lebt heute in Stuttgart.
Vortrag und Gespräch werden auf Russisch geführt werden, mit Übersetzung ins Deutsche.
Dienstag, 17. Januar 2023, 19 Uhr, Jüdische Gemeinde, Schwachhauser Heerstraße 117