Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus
International wird schon lange über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust diskutiert. Auch in Deutschland ist die Debatte um Postkolonialität und Antisemitismus ist in vollem Gange. Achille Mbembe, A. Dirk Moses, nun die documenta – es scheint nur eine Frage der Zeit, bis eine weitere Runde in den deutschen Feuilletons eingeläutet wird. Für die Haltung gegenüber Israel hat dieser Streit tiefgehende Folgen: Wird der jüdische Staat als Emanzipation der Juden von jahrhundertelanger Verfolgung angesehen oder als Fortsetzung des europäischen Kolonialismus im Orient? Die Vorgeschichte und die Bedeutung der Auseinandersetzung wird der israelisch-deutsche Soziologe und Publizist Natan Sznaider in der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung beleuchten.
Im Hanser Verlag hat Natan Sznaider kürzlich sein Buch Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus veröffentlicht. Darin stellt er die Schriften und Biografien von DenkerInnen wie Claude Lanzmann, Frantz Fanon, Hannah Arendt, Jean Améry, Edward Said und Albert Memmi vor. Bei ihnen findet Sznaider Ideen und Argumente, um die heutige Diskussion zu verstehen und produktiv weiterzuführen. Wie wird es möglich sein, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren? Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus?
Natan Sznaider lehrt seit 1994 als Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv. Seine Schwerpunkte sind soziologische Theorie, Globalisierung und Erinnerungskultur. In Mannheim 1954 als Kind polnischer Überlebender der Shoah geboren, wanderte er mit seiner Familie nach Israel aus. Zu seinen neuesten Veröffentlichungen gehören: Neuer Antisemitismus? Fortsetzung einer globalen Debatte (Suhrkamp 2019, zusammen mit C. Heilbronn und D. Rabinovici); Gesellschaften in Israel: Eine Einführung in Zehn Bildern (Suhrkamp 2017); Herzl Reloaded: Kein Märchen (Suhrkamp 2016, zusammen mit Doron Rabinovici).
Teilnahme per Zoom am 15.03.2022 um 19 Uhr:
Link: https://us06web.zoom.us/j/88219444009?pwd=Znhjb25jYW5TdE1qUytSVDlxZWl5Zz09
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.